LAG Linke Christ*innen in Baden-Württemberg

Am 7. Oktober wurde eine Landesarbeitsgemeinschaft Linke Christ*innen in Baden-Württemberg gegründet. Die Landesarbeitsgemeinschaft versteht sich als Zusammenschluss von Menschen, die der Partei DIE LINKE angehören oder ihr nahestehen. Auf der Gründungsversammlung wurden die Arbeitsschwerpunkte diskutiert. Die LAG Linke Christ*innen in Baden-Württemberg will sich mit den Themen beschäftigen: Christen und sozialistische Praxis, Einwirken in Partei und die Kirchen; Vernetzungen und die inhaltlichen Themen, Bedrohung des Friedens durch Aufrüstung wie Militär und Militärseelsorge, Bedrohung durch den Rechtsradikalismus, die Kraft der Utopie und die Rolle der Ostkirchen. Auf den beiden nächsten Treffen geht es um die: „ Gefahr durch den Rechtsradikalismus in christlichen Gruppierungen und Strömungen“? und um „Gewaltfreie und zivile friedensbildende Maßnahmen“. In den Sprecherrat wurden Jannes Ihden, Sebastian Knapp und Franz Segbers gewählt. – Wer in der neugewählten LAG Linke Christ*innen mitarbeiten will, ist herzlich eingeladen. Landesarbeitsgemeinschaften Linke Christ*innen gibt es neben in Baden-Württemberg auch in Berlin, in Bayern, im Saarland und in Hessen. Sie haben sich in einer Bundesarbeitsgemeinschaft Linke Christ*innen auf Bundesebene zusammengeschlossen.

Kontakt: Franz Segbers mail@franz-segbers.de

„Selig sind die Gewaltlosen“ (Mt 5,5)

Diskussionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft LINKE Christ*Innen zum Krieg in der Ukraine

Angesichts des menschenverachtenden Angriffskriegs von Putins russischen Truppen auf die Ukraine und des schweren Bruchs des Völkerrechts durch Russland stellt die Bundesarbeitsgemeinschaft LINKE Christ*innen fest: Wir rufen die russische Regierung auf, sofort alle Angriffe einzustellen und ihre Truppen von den Grenzen zur Ukraine zurückzuziehen. Der vom Bundeskanzler Scholz behauptete „Zeitenwende“ ist in Wahrheit ein Rückfall in den Militarismus vergangener Zeiten. Wer jetzt Waffen in die Ukraine liefert, gießt Öl ins Feuer. Waffenlieferungen tragen zur Eskalation bei. Der intelligentere Weg ist Deeskalation. Deshalb setzen wir auf die Stärkung ziviler Widerstandspotenziale. Wir unterstützen die Kräfte des sozialen Widerstandes in der Ukraine. Sie rufen die ukrainische Regierung auf, auf militärischen Widerstand zu verzichten und stattdessen zivilen Widerstand zu proklamieren.

LINKE Christ*innen orientieren sich an Jesu Gebot zur Gewaltfreiheit: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen.“ (Mt 26,52) Selig gepriesen werden die Gewaltlosen. (Mt 5,5) Aktive gewaltfreie Aktionen waren oft erfolgreich (Friedliche Revolution in Deutschland 1989, Singende Revolution im Baltikum 1987-1991; Frauen in Weiß in Liberia 2003). Gewaltfrei-aktiver Widerstand ist nicht naiv, sondern intelligent und nachhaltig. Wer Frieden will, muss den Weg des Friedens auch in Konflikten gehen. Auch angesichts des Bombardements auf unschuldige Menschen und für Kriegssituationen gibt es „erprobte Konzepte und Instrumente …, Wege aus Gewalt und Schuld zu finden“ (Kundgebung der EKD-Synode 2019). Die Geschichte zeigt: gewaltfreier Widerstand hat hohe Erfolgschancen. „Machen wir die aktive Gewaltfreiheit zu unserem Lebensstil“, lautete der Appell von Papst Franziskus zum Weltfriedenstag 2017.

Die Sprache der Waffen und Waffenlieferung ist nicht alternativlos. Wir weigern uns, unser Denken und Handeln von der militärischen Logik bestimmen zu lassen. Es gibt Alternativen zur Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Es gibt zahllose Methoden des unbewaffneten Widerstandes. Frieden schaffen geht anders. Wir setzen auf die Macht gewaltlosen Widerstandes und wollen Frieden schaffen ohne Waffen! Mit Dietrich Bonhoeffer sagen wir: „Es gibt keinen Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muss gewagt werden!“

  • Wir fordern die solidarische Unterstützung aller, die vor den Kriegsfolgen zur Flucht gezwungen sind.
  • Wir fordern die Unterstützung aller, die in der Ukraine mit gewaltfreien Mitteln Widerstand leisten.
  • Wir rufen auch die EU auf, russischen Deserteuren das Recht auf Asyl zu geben. Unsere Solidarität gilt den leidenden Menschen in der Ukraine und allen, die auf der Flucht sind.
  • Wir lehnen völkerrechtswidrige Selbstjustiz ab und fordern, dem Gewaltmonopol der UNO nach Artikel 2 Abs. 4 der UNO-Charta bei zwischenstaatlichen Konflikten zur Durchsetzung zu verhelfen.
  • Wir fordern, die Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung zu unterstützen und zu trainieren. Wir fordern, jene Organisationen, die auf solche Methoden spezialisiert sind, politisch und finanziell stärker zu fördern.
  • Deshalb lehnt die BAG Linke Christ*innen die von Bundeskanzler Scholz angekündigten massiven Umlenkungen von Steuergeldern ins Militär als Schritt in die falsche Richtung ab.

Bei internationalen Konflikten müssen nicht-militärische Lösungen gefunden werden. Es ist ein Mythos, zu glauben, militärische Verteidigung sei vernünftig, verantwortungsbewusst und realistisch. Richtig ist vielmehr, dass gewaltfreie Methoden intelligenter, nachhaltiger und vernünftiger sind. Gewaltfreie Methoden können stärker und erfolgreicher sein als militärische Methoden. Beim Einsatz gewaltfreier Kampfmethoden gibt es weniger Tote und Verletzte, weniger zerstörte Städte und Landschaften. Auch der Übergang zur Demokratie fällt leichter. Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten.

Franz Segbers

Sprecher der BAG LINKE Christ*innen

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