Berichte

Trauer um Sybille Stamm

Nachruf des Landesverbands DIE LINKE Baden-Württemberg.

Sybille Stamm ist am 14.12.2023 überraschend und viel zu früh verstorben. Sybille wurde 78 Jahre. Mit ihr ist eine kämpferische Gewerkschafterin, die stets standhaft für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung eingetreten ist, von uns gegangen.

Sie arbeitete viele Jahre in der Bezirksleitung der IG Metall und war bis zur Gründung von ver.di Leiterin der Abteilung Tarifpolitik beim Hauptvorstand der IG Medien. Sybille hat eine entscheidende Rolle bei der Gründung der vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gespielt und war seit der Gründung 2001 bis zu ihrem Ruhestand 2007 hauptamtlich und als erste Landesbezirksleiterin von ver.di Baden-Württemberg tätig. Einer ihrer wichtigsten tarifpolitischen Kämpfe war der wochenlange Streik gegen eine Arbeitszeitverlängerung im öffentlichen Dienst 2006. Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich sah sie Zeit ihres Lebens als eine der zentralen Aufgaben von Gewerkschaften.

2007 trat sie in DIE LINKE ein und wurde Landessprecherin im Landesverband Baden-Württemberg, war Mitglied im Vorstand der Rosa-Luxemburg-Stiftung und im Vorstand der Wissenschaftlichen Vereinigung für Kapitalismusanalyse und Gesellschaftspolitik (WISSENTransfer).

Von 1991 bis 2007 war sie Richterin am Landesverfassungsgerichtshof Baden-Württemberg.

Sybille war eine der ersten Gewerkschaftsfrauen in Führungspositionen und hat sich immer für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern eingesetzt. Sie war eine wichtige Vorkämpferin im Kampf für gleiche Rechte und vor allem für gleichen Lohn bei gleicher Anforderung an die geleistete Arbeit, eine feministische Marxistin der ersten Stunde. Sie war in führenden Positionen in den Gewerkschaften, in der Rosa-Luxemburg-Stiftung und in der Partei DIE LINKE.

In all diesen Strukturen hat sie linke Werte und Ideen hochgehalten, hat sich nie gescheut, sich mit der Kapitalseite anzulegen und stand fest an der Seite der abhängig Beschäftigten. Sie verknüpfte ihre fundierte Kapitalismusanalyse dabei stets mit den aktuellen Kämpfen der Zeit, immer voranstrebend hin zu einer friedlicheren und sozialeren Gesellschaft. Sie wirkte als überzeugte Feministin und Kriegsgegnerin in die Gesellschaft hinein.

Wir haben ihr als Landesverband viel zu verdanken. Sie wird uns fehlen. Wir trauern um Sybille.

Sahra Mirow: „Mit Sybille ist eine Kämpferin von uns gegangen und ich werde sie sehr vermissen. Sie hat mich auf meinen ersten Schritten im Landesvorstand begleitet, stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Sybille war eine unerschüttliche Feministin und Marxistin, ihr Optimismus und ihr herzliches Lachen waren ansteckend. Es bleiben viele schöne Erinnerungen und ihre Spuren in unserem Landesverband. Sie hat Weichen für uns als feministische Partei gestellt, für die ich ihr herzlich danke. Liebe Sybille, du bleibst unvergessen.“

Bernd Riexinger: „Sybille war eine wichtige Wegbegleiterin für zahlreiche gewerkschaftliche Kämpfe und Auseinandersetzungen. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Sie war eine gute Freundin, eine langjährige Genossin und ein guter Mensch. Sie wird mir fehlen.“

Heidi Scharf: "Seit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der IG Metall und später auch als hauptamtliche Gewerkschaftssekretärin habe ich Sybille immer als mutige Frau in unserer Gewerkschaftswelt und später auch in der Partei DIE LINKE erlebt. Unter Leitung von Sybille konnten wir Frauen in der IG Metall bereits Ende der 80iger Jahre kräftige Anpassungen der Löhne (Gleiches Geld für gleichwertige Arbeit) erzielen. Das Thema, das sie alle die Jahre als Gewerkschafterin, als Kämpferin für Frauenrechte und als Frau in der Partei DIE LINKE umtrieb war das Thema Wie wollen wir in Zukunft gleichberechtigt miteinander leben. Das 4in1-Modell, entwickelt von Frigga Haug gemeinsam mit den Dialektik-Frauen (Sybille war die Mitbegründerin dieser Gruppe), lag ihr dabei sehr am Herzen. Dafür hat sie sich immer wieder mit viel Vehemenz stark gemacht. Leider kann sie diesen Weg jetzt nicht mehr weiterverfolgen, aber in meinen Gedanken und Herzen bleibt eine bessere gleichberechtigte und friedliche Welt auf der Tagesordnung."