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Soziale Gerechtigkeit und Medienkompetenz statt Verbote!

Zu den heute stattfindenden bundesweiten GamerInnen-Demos, u.a. in Karlsruhe, erklärt die Karlsruher Bundestagsabgeordnete Karin Binder: Ich persönlich mag Computerspiele nicht besonders, insbesondere wenn es Kriegs- und Kampfspiele sind. Ich beschäftige mich lieber mit Menschen als mit Computern. Gerade für Kinder und Jugendliche, kann ich mir auch weit sinnvollere Freizeitbeschäftigungen vorstellen, als beim schönsten Wetter vor dem PC zu sitzen und Counterstrike zu spielen.

Was ich jedoch entschieden ablehne, ist der Versuch, gesellschaftliche Probleme über Verbote und noch mehr Kontrolle in den Griff zu kriegen. Die Herren Schäuble und Co wollen uns glauben machen, Ereignisse wie in Winnenden könnten durch noch mehr Kontrolle und Repression verhindert werden.  Das geht völlig an unserer Wirklichkeit vorbei.

Die Ursache des Problems sind nicht die Spiele. Die Ursachen liegen in unserer Gesellschaft. Viele Kinder und Jugendliche werden heute alleingelassen mit einer Vielzahl von Problemen und einer ständig wachsenden Existenzangst - Angst zu versagen und sich damit  Chancen für die Zukunft zu verbauen. Vorprogrammierter Erwerbslosigkeit und Hartz IV-Bezug sind keine wirklichen Perspektiven.

Deshalb sind Repressionen und Verbote keine Lösung. Was diese Gesellschaft braucht, ist mehr Zeit und die notwendigen Mittel für Kinder und Jugendliche, für Zuwendung, für Betreuung, für Bildung und für Pädagogik. Soziale Kompetenzen gewinnen Kinder und Jugendliche vor allem im Umgang mit Gleichaltrigen - das bedeutet heutzutage in der Schule, in Kitas und Jugendräumen. Wir brauchen ein Bildungswesen, das junge Menschen nicht in die Perspektivlosigkeit drängt, sondern ihnen dabei hilft, auch Medienkompetenz zu entwickeln und dadurch genau und kritisch zwischen Realität und Spiel zu trennen.

Als LINKE setzen wir unsere Schwerpunkte anders als viele TeilnehmerInnen der Gamer-Demos. Uns eint jedoch die Ablehnung zunehmender staatlicher Repression und zentraler Überwachung im digitalen Zeitalter. Darin haben die Proteste der GamerInnen auch meine Unterstützung.

Ich hoffe jedoch, dass die GamerInnen ihre eigene Problematik auch im Zusammenhang einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung sehen. Ich hoffe, sie erkennen, dass sie sich wesentlich mehr noch für eine Gesellschaft einsetzen müssen, die es jedem ermöglicht, egal welch sozialer Herkunft, sich zu einem mündigen und selbstständigen Individuum zu entwickeln. Neben der  Ächtung von Krieg und Gewalt als Mittel der Politik,  sind Solidarität und Toleranz in unserer Demokratie die Grundvoraussetzungen dafür, den Kampf mit der wachsenden Armut aufnehmen und gewinnen zu können.

Die Gamer-Community sollte deshalb auch darauf achten, dass sie den Einsatz militärischer Gewalt nicht über Computerspiele wie z.B. den Ego-Shooter, den die US-Armee zum Download anbietet, hoffähig macht und ungewollt die gesellschaftliche Akzeptanz für eine solche Politik erhöht.